Jahresbericht Vorstand 2012

Jahresbericht 2012 des Vorstandes von Globale Nachbarschaft e.V.

Die Geschäfte des Vereins führte der Vorstand, bestehend aus Guido Hinz (Vorsitzender), Maria Büscher (stellvertretende Vorsitzende) und Frauke Klöser (Kassenführerin). Zu diesem Bericht gehören noch die Aufstellung der Einnahmen und Ausgaben für das Jahr 2012 und die Bilanz der Buchungskonten.

Zentral für das Jahr 2012 war, dass wir die Tragfähigkeit der geförderten Projekte prüfen wollten. Dies geschah durch den insgesamt vierwöchigen Besuch von Guido Hinz in allen Projekten und während der drei Mitgliederversammlungen mit ausführlichen Diskussionen.

Förderung von Projekten in Sobradinho – BA, Brasilien

Kindertagesstätte Gente Valente (CGV)

Die Nachfrage von Familien in prekärer Situation nach Plätzen in der Einrichtung ist nach wie vor hoch und kann nicht völlig befriedigt werden. Trotz der weiteren Verbesserung der wirtschaftlichen Lage insgesamt in Brasilien und speziell in Sobradinho bleiben viele Familien hinter der Entwicklung zurück oder finden keine Arbeit.

Für die allgemeinen Kosten der Kindertagesstätte hat GN in diesem Jahr 2.000€ Zuschuss gegeben.

Dabei handelt es sich wesentlich um Kosten für Energie (Strom und Gas), Telefon und Verbrauchsmaterial des Haushaltes und der Kinder. Für die Grundschulkinder im Alter von 6 bis 10 Jahren (Hort-Gruppen) fehlen entsprechende Gruppenräume. Außerdem hat die Einrichtung keinen Raum für die Verwaltungsarbeiten und zu wenig Lagerraum. Der Neubau für diese Räume auf dem bisher ungenutzten Teil des Grundstücks ist der dritte und letzte Abschnitt für den schon länger geplanten Ausbau der Einrichtung. Anfang 2012 wurde er begonnen, wofür GN bereits 2011 einen Vorschuss von 3.000€ überwiesen hat. Nun folgte ein zweiter Zuschuss in Höhe von 3.000€. Parallel zu GN hat die Organisation „Stichting Ontwikkelingssamenwerking Veere“ (SOV) aus den Niederlanden diesen Bau gefördert. Mit diesen Mitteln und der Unterstützung der Kommunalverwaltung, die Bauleute abstellte, konnte die Stiftung Antonita Bandres (FAB) als Träger vor Ort das untere von zwei Geschossen bis November 2012 im Rohbau fertig stellen. Es fehlen noch der Putz für die Wände und die Fliesen. Die Kindertagesstätte wird die Räume selbst im Rohbau Zustand schon für die Gruppen nutzen, da die derzeitigen Verhältnisse zu beengt sind.

Die Gesamtkosten für den zweigeschossigen Neubau mit drei Gruppenräumen und weiterem Lager- und Büroraum belaufen sich auf ca. 30.000€. Wegen der Kommunalwahlen in Brasilien, die im Oktober stattfanden, hat die Stadtverwaltung ihre Unterstützung vorerst eingestellt. Mit dem neu gewählten Bürgermeister tritt die FAB ab Januar 2013 in Verhandlung über die Fortsetzung der Bauarbeiten. Ohne die städtischen Bauleute würde die Realisierung deutlich teurer. Im Jahr 2013 muss zumindest die Dachkonstruktion des zweiten Geschosses fertig werden, damit der Bau nicht zu lange der Sonne und dem teils heftigen Regen am Jahresanfang ausgesetzt ist.

Jugendzentrum Casa Antonita

Das Tagesheim für Mädchen, „Casa das Adolescentes Antonita“ (CAA), betreute 2012 wieder im Schnitt 25 Mädchen im Alter von 11 bis 17 Jahren. Die personelle Situation war in diesem Jahr angespannt, da die Leiterin Gércia im Juni wegen des Antritts einer Arbeitsstelle ihre ehrenamtliche Tätigkeit in der CAA aufgab. Ihre Aufgabe konnte bis zum Jahresende nur kommissarisch ausgeübt werden. GN unterstützte die von der FAB getragene Einrichtung wie in den vorigen Jahren bei der Ernährung der Mädchen, den allgemeinen Kosten (Wasser, Verbrauchsmaterial, Material für Werkstätten, Küche) und beim Unterhalt des Computerraumes einschließlich Internet-Anschluss mit insgesamt 3.000€. Durch Computerkurse, Hausaufgabenhilfe, Gartenarbeit und handwerkliche Tätig- keiten bietet die Einrichtung den Mädchen eine besondere Hilfe für die persönliche Entwicklung.

Die prekären Bedingungen in den sanitären Anlagen und der Küche der CAA konnten wir durch einen Betrag von 3.000€ und einen Arbeitseinsatz jugendlicher Helfer unter Leitung von Guido Hinz im Juli 2012 schon ein gutes Stück verbessern. Bis Ende August entstanden zwei neue Toilettenräume mit WC und Dusche in einem bis dahin ungenutzten Korridor seitlich zum Haus. Der Anbau machte die Erneuerung eines größeren Teils des maroden Daches nötig, wodurch die Arbeiten deutlich aufwändiger waren als geplant. Das sanitäre Problem ist damit gelöst. Die Mittel und die personellen Ressourcen der Bauleute reichten dann aber nicht mehr, um auch die Küche zu erweitern, zu sanieren und den restlichen Teil des alten Daches zu erneuern. Das bleibt als Aufgabe für das Jahr 2013. Diesem Zweck dient eine Rücklage in Höhe von 1985,60€.

Stiftung Antonita Bandres (FAB)

Als gemeinnützige Stiftung ist die FAB zu einer ausführlichen Buchführung verpflichtet, für die sie professionelle Dienstleistungen benötigt. Außerdem fallen Gebühren für Kontoführung und für zahlreiche amtliche Papiere und Beglaubigungen an. Für diese Kosten gab GN wieder einen Zuschuss in Höhe von 500€.

Bürgerradio und Computer-Bürgerzentrum des Vereins für gemeinschaftliche Kommunikation in Sobradinho (ACCS)

Es bestand Hoffnung, das viele Jahre blockierte Projekt für ein Bürgerradio nun doch noch verwirklichen zu können. Der Verein hat einige Anstrengungen unternommen, um das von der Elektrizitätsgesellschaft CHESF zur Verfügung gestellte Haus als Studio umzubauen. Während des Besuches im Juli waren erste Ansätze für diese Arbeiten zu erkennen. GN stellte in Aussicht, die technische Ausstattung für das Studio zu finanzieren, wenn der Verein das Gebäude dafür fertig stellte. Dies hat sich nicht erfüllt. Offenbar sind die Kräfte und der Rückhalt des Projektes in der Bevölkerung über den zehn Jahre dauernden Prozess zu sehr erlahmt. Eine Förderung dieser Initiative ist daher nicht mehr sinnvoll.

Das Computer-Bürgerzentrum (CDC) befindet sich in einer ähnlichen Situation. Nachdem über fast eineinhalb Jahre kein Internet-Anschluss bestand, kam ein neues Programm der Regierung in Brasilia zu Hilfe. Dies sagt allen CDCs in Brasilien einen kostenlosen Internet-Anschluss zu, den das CDC in Sobradinho tatsächlich Ende Juli erhielt. Nun blieb als gravierendes Problem die personelle Betreuung der Öffnungszeiten, wozu seit Januar die Stadtverwaltung ihre Unterstützung eingestellt hatte. Über einen Schüler-Praktikanten und zusätzlichen ehrenamtlichen Einsatz zeichnete sich eine Lösung ab, für die GN auch eine finanzielle Unterstützung zur Bezahlung des Praktikanten in Aussicht stellte. Schließlich war ACCS aber noch nicht einmal mehr in der Lage, ein Bankkonto zu eröffnen und die Gebühr zu zahlen, um darüber dann Zuschüsse empfangen zu können. Folglich wird GN auch in diesem Bereich keine weitere Förderung geben können.

Projekt der gemeinschaftlichen Aktion Sobradinho (PACS)

Das Projekt betreut immer noch etwa 150 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 16 Jahren neben deren Schulbesuch. Das offene Angebot mit sportlichen und kreativen Aktivitäten sowie Betreuung bei Hausaufgaben erfuhr seit 2011 noch eine Erweiterung durch eine Musikgruppe mit Flöten und Trommeln. Die Unterstützung durch die Stadtverwaltung (Präfektur) war 2012 weiterhin gut, wurde aber zu den Wahlen hin zunehmend unsicher. Beim Besuch machten der Gesamtzustand der Einrichtung und die erkennbare Arbeit mit den Kindern einen guten Eindruck. Nicht überzeugen konnte hingegen die unzureichende Dokumentation der Einnahmen und Ausgaben für allgemeine Kosten und Material. Bis zu einer Aufarbeitung dieser Dinge hat GN die Unterstützung ausgesetzt. Es ist noch offen, ob GN die Einrichtung überhaupt weiter fördern wird.

Landwirtschaftliche Familienschule (EFA) in Garrafao – ES, Brasilien

Beim Besuch im August 2012 zeigte die Schule sich in einer guten Verfassung mit ca. 250 Schülern aus dem ländlichen Raum und einem Kollegium, das zwar knapp besetzt ist, aber sehr motiviert arbeitet. Die lange geplante Sanierung des Gewächshauses konnte 2012 endlich umgesetzt werden. Der Betrag dafür in Höhe von 2.000€ musste nach Schwierigkeiten bei der Transaktion Anfang 2012 erneut überwiesen werden. Für die Erneuerung der Teigmischmaschine, die täglich 150 Personen mit Brot versorgt, und für die Anbringung von Vorhängen in Schlaf- und Unterrichtsräumen gab GN Mittel in Höhe von 2.200€. Außerdem vereinbarten Guido Hinz, die Schulleitung und der Vorstand des Trägervereins APEAEFA, dass GN die Innenausstattung des Hauses mitfinanziert, das für die Hausmeisterfamilie auf dem Grundstück der Schule neu errichtet wird. Dieser Bau wurde 2012 nicht mehr fertig, so dass für die Ausstattung des Hausmeisterhauses und der Schule selbst eine Rücklage bestehen bleibt. Sie umfasst 5.000€.

Im Bereich der landwirtschaftlichen Investitionen führte Guido Hinz sehr aufschlussreiche Gespräche mit Schülern der Oberstufe, die mit ihrem Schulabschluss durch ein zusätzliches Jahr auch eine berufliche Qualifikation im Bereich ökologischen Landbaus erhalten. Die Schule stellt ihr bisheriges System, bei dem ein zusätzliches Jahr mit fachlichem Schwerpunkt angehängt wurde, um. Zukünftig werden das Praxisprojekt und die fachliche Ausbildung sich über mehrere Jahre der vierjährigen Oberstufe erstrecken. Damit erhalten die Schüler umfangreichere Möglichkeiten zur Verwirklichung eines Praxisprojektes. Dabei möchte GN sie durch Zuschüsse unterstützen, für die eine Rücklage von 720,67€ im Bereich ökologischer Landbau vorgesehen ist.

Vereins- und Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland

Die interne Arbeit des Vereins fand in drei Mitgliederversammlungen (Februar, Mai und September), in einer Reihe von kleineren Vereinstreffen und mehreren Vorstandssitzungen statt. Die Aufwendungen für Vereinspost, Internetseiten, Zeitschriften, Mitgliederversammlungen u.Ä. lagen mit insgesamt rund 420€ wieder deutlich unter den eingenommenen Mitgliedsbeiträgen. Drei Veranstaltungen von GN dienten der Begegnung untereinander und mit anderen Menschen, die den Anliegen des Vereins nahe stehen oder sich dafür interessieren: der Thementag „Gemeinwohl-Ökonomie“ in Overath im März, die beiden Treffen mit Vertretern der SOV, unserer Partnerorganisation aus den Niederlanden, und das Begegnungswochenende im November in Rheinbach. Alle Veranstaltungen wurden durch Teilnehmerbeiträge finanziert.

Das große Engagement von Mitgliedern insbesondere in der Kirchengemeinde Hoffnungsthal/Forsbach, in der Viktoriaschule Aachen und im Einhard-Gymnasium Aachen ermöglichte es, viele Jugendliche in den Einsatz für die Menschen in Brasilien einzubeziehen und die Unterstützung zahlreicher Spender zu gewinnen.

im Original gez. Guido Hinz, Vorsitzender                     Bonn, den 23. Februar 2013