Sternenkundliches Zwischenspiel

Schon für einem Ausflug in der ersten Woche wurde die Idee geboren, den fast immer wolkenlosen Himmel und die recht große Dunkelheit für dir Betrachtung des Sternenhimmels zu nutzen. Christiane, deren Hobby das einmal war, hat noch ein altes Teleskop, das Guido dafür wieder „fit macht“.
Es stellt sich allerdings heraus, dass es mit der Dunkelheit nicht mehr so weit her ist. Überall, wo Menschen sind, ist auch elektrisches Licht… So ist der erste Versuch nicht so erfolgreich.

In dieser 3. Woche unseres Aufenthaltes macht Martha mit Guido und mir einen Ausflug „in’s Grüne“. Wir sind bei Freunden von Martha eingeladen, die so eine dreiviertel Autostunde außerhalb von Sobradinho wohnen. Der Ort Trarias liegt am Rande eines Höhenzuges, der hier einen kleinen Durchbruch hat. Dort legte man zwei kleine Seen an, die dem winzigen Ort mit wenigen Familien das Leben ermöglicht. 

Marta und Jochen in den Felsen von Trairas

Hier treffen wir noch auf eine Form der Subsistenzwirtschaft, die es auch dort nicht mehr lange geben wird! Für Martha ist es eine Erinnerung an ihre Kindheit.
Wir wandern ein Stück in den Höhenzug hinein zu der Staumauer, die die beiden erwähnten Seen trennt. 
Wir warten auch auf die Dunkelheit, die hier noch diesen Namen verdient. Und tatsächlich bietet sich bald trotz des recht hellen Halbmondes ein beeindruckendes Sternenbild, dass ich sehr lange – wenn überhaupt – nicht in Natur gesehen habe. 
Später positioniert Guido das Teleskop entsprechend. Unsere Gastgeber und wir können in beeindruckender Schärfe die Mondoberfläche mit ihren Kratern betrachten.

Auch auf der Rückfahrt – Guido und ich sitzen auf der Ladefläche des Pickups, Gitarre, Teleskop und Stativ sind die „Beifahrer“ – spannt sich ein sternenübersäter Himmel über uns.
Vielleicht zum ersten Mal wird Kants Satz sinnlich nachvollziehbar:
„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“