Aktuell besuchen 185 Schüler die EFA von São João do Garrafão, verteilt auf acht Klassen. Die vier Klassen der Mittelstufe (6. bis 9. Klasse) und das erste Jahr der Oberstufe („ensino médio“) sind mit 23 bis 26 Schülerinnen und Schülern so voll besetzt, wie die Klassenräume es ermöglichen. Die weiteren Jahrgänge der Oberstufe sind etwas kleiner, da im Laufe der Zeit immer einige Schüler die Ausbildung abbrechen, meistens wegen der Arbeit auf den eigenen Feldern. Auch im Laufe der Mittelstufe gibt es Abgänge, aber seltener. Die Nachfrage nach Plätzen in der Schule – sowohl für die Mittel- wie für die Oberstufe – steigt seit Jahren ständig. Die EFA muss mehr und mehr Anträge ablehnen. Insbesondere für Einstiegsklassen in der Mittel- und Oberstufe würden größere Räume gebraucht, um mit mehr Schülern beginnen zu können.
Wenn wegen der neuen Gesetze (siehe „Neue Genehmigung“) das vierte Jahr der Oberstufe bald weg fällt, wird die Schülerzahl insgesamt sinken. Da das Bundesland E.S. das Geld für die Lehrergehälter im Verhältnis zur Schülerzahl zuteilt, wären dann die Gehälter der zur Zeit zwölf Lehrer im Kollegium nicht mehr vollständig refinanziert. Es gibt also mehrere Gründe, die Klassen zu vergrößern, wofür die Schule zuerst größere Unterrichtsräume bräuchte.
Neue Räume
Außer der Zahl der Schüler in Klassenräumen gibt es weitere Gründe, das Gebäude der EFA auszubauen. Es fehlen Fachräume für Naturwissenschaften, für ein landwirtschaftliches Labor und für Musik. Der Computerraum ist zu klein. Für Versammlungen mit Eltern oder Schülern, Abschlussfeiern, Vorträge, öffentliche Veranstaltungen und weitere Ereignisse fehlt ein geeigneter Versammlungsraum (Aula bzw. „auditório“). Zur Zeit wird dafür der Essraum verwendet, der aber wenig geeignet ist. Abgesehen davon, dass er durch viele Säulen unterbrochen und recht dunkel ist, stört bei größeren Gruppen sowohl die Möblierung mit Tischgruppen als auch die Tatsache, dass eine ganztägige Nutzung parallel zum Schulbetrieb wegen mehrerer Mahlzeiten der Schüler nicht möglich ist.
Unsere Gespräche mit einem der beiden Geschäftsführer der MEPES, mit dem Kollegium und mit Leonora kamen alle zu dem Ergebnis, dass eine Erweiterung der Schule sowohl hinsichtlich der Größe der Klassenräume als auch durch weitere Räume notwendig ist. Vor etwa zehn Jahren gab es dazu schon einen Versuch. Damals hatte das Bundesland einen Erweiterungsbau zugesagt und die Präfektur (Kommunalverwaltung) hatte mit der Ausführung auch begonnen. Durch Fehlplanungen und fehlende Mittel von staatlicher Seite blieb der Bau aber im Ansatz stecken. Die teilweise errichteten Mauern wurden inzwischen wieder abgerissen.
Erweiterung von der Stange
Gespräche mit Politikern auf allen drei staatlichen Ebenen führten kürzlich zu einem Vorschlag für einen neuen Versuch. Die Senatorin Rose de Freitas – der Senat in Brasilia ist die zweite Kammer auf Bundesebene – hat versprochen, sowohl die Planung als auch die Umsetzung der Erweiterung aus Mitteln des Bundes zu bestreiten. Der Vorschlag hat allerdings gravierende Nachteile: Die Senatorin muss bei den Wahlen am 2. Oktober wiedergewählt werden und der Zeitpunkt der Bereitstellung von Geldern ist ungewiss. Noch gravierender ist, dass es sich bei der Planung um eine Standardplanung (Modellplan) für eine Grundschule mit fünf Klassen handelt. Es fallen nur deswegen kaum Planungskosten an, weil die Planung „von der Stange“ bereits vorliegt. Die Senatorin konnte immerhin erreichen, dass ein Techniker das Grundstück vermessen hat und feststellte, dass der Platz auf dem unteren Teil des Schulgeländes für den Standardplan grundsätzlich ausreicht.
Als wir in Garrafão ankamen (siehe Bericht zum Tag 1) wurde der Vorschlag der Senatorin gerade von Schulleitung und Geschäftsführung der MEPES diskutiert und wir konnten uns an dem Gespräch beteiligen. Es wurde klar, dass der Standardplan auf den ersten Blick verlockend ist, aber erhebliche Probleme mit sich bringt. Zwar würden kaum Planungskosten anfallen, aber dafür nähmen die neuen, durchweg eingeschossigen Gebäude viel Raum auf dem Schulgelände ein, der bisher für größere Veranstaltungen gedient hat, vor allem für das Erdbeerfest. Zwischen dem alten und dem neuen Gebäude entstünde ein recht großer Abstand, wobei die Kombination der Nutzung Schwierigkeiten bereitet. Im Standardplan wären die Klassenräume auf 30 Schüler ausgelegt, was mindestens für die Einstiegsklassen noch zu klein wäre. Die im Modell vorgesehene Küche und das Lehrerzimmer reichten auf keinen Fall aus. Änderungen des Standardplans sind aber ohne erhebliche Zusatzkosten nicht möglich. Das alte Gebäude müsste für ein bis zwei Klassenräume, Internat, Küche, Essraum und mehr parallel zum neuen im Rahmen aller Auflagen hergerichtet und unterhalten werden. Nach mehreren Gesprächen, zuletzt am Verwaltungssitz der MEPES, waren sich alle Beteiligten einig, dass die neue „Modell-Schule“ mehr Probleme als Lösungen brächte.
Ein neuer Plan für das Schulgebäude
Eine andere Möglichkeit zur Erweiterung der Schule bietet sich, wenn der derzeitige Essraum samt Küche abgerissen und neben dem bisherigen Gebäude neu errichtet würde. Die Küche müsste ohnehin grundlegend umgebaut werden und der Essraum ist, wie bereits erwähnt, verwinkelt und dunkel. Die Fläche des bisherigen eingeschossigen Essraums würde es ermöglichen, das eigentliche Gebäude auf bis zu drei Geschossen zu erweitern. Alle Räume für den Unterricht wären so in ausreichender Größe unter einem Dach vereint und erfüllten alle Anforderungen an Brandschutz und Barrierefreiheit. Über Essraum und Küche könnte ein ausreichend großer Versammlungsraum entstehen.
Je nach Ausgang der Wahlen könnte die Schule für dieses Erweiterungsprojekt Gelder bei der Senatorin oder beim Bundesland E.S. beantragen. Sollte der aktuelle Gouverneur von E.S. wiedergewählt werden, wären beim Bundesland die Chancen für eine zeitnahe Verwirklichung des gesamten Erweiterungsprojekts groß. Voraussetzung ist allerdings auch dabei, dass zunächst eine vollständige Planung erstellt wird, wofür staatliche Stellen keine Gelder geben. Die Präfektur könnte wohl mit eigenen Fachleuten die Planung oder einen Teil davon selbst ausführen, aber damit hat die Schule bereits schlechte Erfahrungen gemacht und außerdem ist die Bereitschaft der Stadtverwaltung bisher nicht erkennbar.
Der Bauunternehmer Sérgio, zum dem die MEPES seit langem gute Kontakte hat und der über ein qualifiziertes Planungsteam für alle Bereiche der Bautechnik verfügt, wird am 8. Oktober die Schule besuchen und sich sowohl für die Rampe als auch für die anderen Erweiterungen die Möglichkeiten ansehen. Danach gibt er eine Einschätzung, was in welcher Form aus baulicher Sicht sinnvoll ist und wie hoch die Kosten der Planung wären. Wenn es möglich ist, die Kosten für die Planung aufzubringen, könnte die Schule Anfang nächsten Jahres den Antrag stellen und womöglich noch 2023 mit der Erweiterung beginnen. Die Antragstellung und Umsetzung würde am besten über die MEPES erfolgen, da die MEPES als Verband offizieller Schulträger ist und über direkte Kontakte zur Landesregierung verfügt.