„Der Präfekt und Gente Valente“

Für dieses Thema und den Beitrag darüber gilt mehr als für alle anderen: Er ist eine „Baustelle“

Guido nahm schon an einer Reihe von Terminen teil um das Treffen vorzubereiten, das die unten stehenden Bilder zeigen. 
Es begann mit einem Treffen mit Janduir, der für die Firma SAJUC Buchhalter ist und der Martha unterstützt. Er kennt die politischen und finanziellen Verhältnisse der Kommune Sobradinho recht gut.
Danach lernten Guido und ich das Anwaltspaar Kathleen und André kennen, mit dem ein langer intensiver Austausch erfolgte. Kurzfristig – das heißt innerhalb von zwei Tagen – laden Marta und ihre Mitstreiterin Hildonay drei Stadträte zu einem Gespräch ein. Tatsächlich kommen alle drei am übernächsten Abend in die KiTa. Sie zeigen sich Gente Valente gegenüber sehr wohlgesonnen, halten es aber für ausgeschlossen, ohne das Wohlwollen und die Mitwirkung des Präfekten einen Beschluss des Stadtrates zur Sicherung der KiTa herbei zu führen. Am nächsten Tag kam es schließlich auch zu einem Besuch des Präfekten, der bevorzugt das Mittagessen mit in seine Besuche integriert.
Wie Marta es schon kommen sah, trifft er mit über einstündiger Verspätung – in Begleitung seiner gesamten Entourage – ein, aber gerade noch rechtzeitig zum Mittagessen. Für die Verspätung entschuldigte er sich wortreich… Marta spielt dieses Spiel mit und eine Gruppe Kinder heißen den Präfekten mit Frau und „Hofstaat“ durch ein Lied willkommen. Beim Essen wird viel erzählt und es werden Höflichkeiten ausgetauscht.
Nachdem sich der Präfekt durch Gente Valente führen ließ und ein „Bad“ in der Menge der Kleinkinder genommen hat, kommt es dann „zu Sache“. Neben ihm sind zwei Stadträte anwesend, die am Abend vorher schon dabei waren. Sie sollen dem Präfekten zeigen, dass das Stadtparlament hinter dem Anliegen von Gente Valente steht. An einem der folgenden Tage besuchten wir eine Sitzung des Stadtrats und bekamen einen Eindruck von den Abläufen dort (siehe letztes Bild).

Nach überschwänglich lobenden und vielversprechenden Einleitungen beim Essen ist dann die spätere Diskussion mit dem Präfekten über die Absicherung der Gehälter für die Kindertagesstätte doch erstaunlich kontrovers. Er will sich nicht festlegen und weist auf gesetzliche und finanzielle Einschränkungen hin, die er zuerst gründlich prüfen müsse. Mit den zwei anwesenden Stadträten gibt es am Ende sogar einen kleinen Streit darüber, ob ein kommender Präfekt einen Beschluss des Stadtrates leicht wieder rückgängig machen könne.

Die gesamte ausführliche Diskussion hier wiederzugeben, sehe ich mich nicht in der Lage. Klar wird, dass der Präfekt „sich ziert“, eine feste Zusage zur dauerhaften Finanzierung von GV zu machen. Er wird nicht müde, einen anderen Plan in den Vordergrund zu stellen: Er lässt die vor über 10 Jahren von einem anderen Präfekten mit Geldern aus Brasilia begonnene Kinderkrippe fertig bauen und möchte Marta als Direktorin dafür gewinnen.
Marta lässt es nicht an Deutlichkeit vermissen, dass sie dafür nicht zur Verfügung steht. Eine Einrichtung zu leiten, die der politischen Einflussnahme und dem „Verschenken“ von Arbeitsstellen an politische Unterstützer ausgeliefert ist, kommt für sie nicht in Frage. Die engagierte Zuwendung zu den Kindern ist für sie nur im geschützten Rahmen der freien Trägerschaft von Gente Valente denkbar. Der Präfekt „überhört“ das und lässt sogar streuen, Marta stünde für die Leitung der neuen Einrichtung zur Verfügung.

Eine Woche später bei einer Besichtigung des fortgeschrittenen Neubaus der neuen Kinderkrippe versucht der Präfekt Marta und auch uns als Vertreter der Globalen Nachbarschaft mit dem Baufortschritt zu beeindrucken. In der Tat ist der Neubau in seiner Anlage gewinnend. Eine junge Ingenieurin und Bauleiterin führt alle versammelten durch das Haus, in dem es kaum an etwas fehlen wird. In wenigen Monaten soll alles fertig sein: 8 Räume für die Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren und 2 Räume für die „Kleinsten“ ab 6 Monaten. Ausstattung, Klimatisierung etc. sind top. Der Präfekt vergisst nicht, mehrfach zu betonen, wie viele Mittel „er“ da hinein steckt.
Marta ist auch bei diesem Termin klar: Die Auswahl der Erzieherinnen obliegen hier der politischen Opportunität und weniger – oder gar nicht – der pädagogischen Qualifikation, geschweige denn der Liebe zu den Kindern.
Dass diese Sicht nicht „weit hergeholt“ ist, bestätigen Präfekt und Stadträte selbst. Sie beklagen sich in informellen Gesprächen, dass sie sich nun – ein halbes Jahr nach den Wahlen – Forderungen ihrer Wähler nach diesen und jenen Gefälligkeiten ausgesetzt sehen. Gefälligkeiten bedeuten „hier ein Posten und dort eine Vergünstigung“.

Mittagessen mit dem Präfekten Cleivynho (Mitte)
Fototermin in der Kinderkrippe mit dem „Haus und Hof-Fotografen“ der Präfektur.
Diskussionsrunde mit dem Präfekten (rotes T-Shirt), der „ersten Dame“ links neben ihm und zwei Mitgliedern des Stadtrates (die nächsten nach links) und dem Vize-Präfekten.
Freundlicher Abschluss einer kontroversen Runde.
Besuch bei einer Sitzung des Stadtrates, in der sieben der neuen Mitglieder anwesend waren.