Jahresbericht 2005 des Vorstandes von Globale Nachbarschaft e.V.
Dieser Bericht ergänzt den Finanzbericht für das Jahr 2005, indem er im Wesentlichen die geschäftlichen Tätigkeiten des erweiterten Vorstandes (Guido Hinz, Maria Büscher, Frauke Klöser) erläutert, die dieser im Auftrag der Mitgliederversammlung 2005 ausgeführt hat.
Der Verein ACCS (Verein für gemeinschaftliche Kommunikation, Sobradinho), der in Sobradinho den Aufbau des Bürgerradios betreibt, sah sich auch dieses Jahr immer neuen bürokratischen Hürden in Bezug auf die behördliche Anerkennung ausgesetzt. Anfang 2005 wurden Anpassungen der Satzung gefordert. ACCS hat diese mit Hilfe eines Anwaltes bis Mitte des Jahres eintragen lassen. Daraus wird deutlich, dass nicht der Partnerverein ACCS, sondern die Behörden verantwortlich sind für die Verzögerungen, die beiden Partnern ein großes Maß an Geduld und Ausdauer abverlangen.
Wir haben im Verein GN selbst und in schriftlicher Form auch mit dem brasilianischen Partner diskutiert, wie wir unsere Verantwortung der zeitnahen bestimmungsgemäßen Verwendung der Spendengelder mit der noch gültigen Zusage vereinbaren können, dass ACCS zum Zeitpunkt der Erteilung einer Sendegenehmigung kurzfristig einen festen Förderbetrag erhält. Die Mitglieder haben sich dafür ausgesprochen, die Bereitschaft zur Unterstützung des Projektes von unserer Seite solange aufrecht zu erhalten, wie ACCS selbst an diesem festhält. Andererseits sind wir uns im Klaren, dass wir einen kurzfristig verfügbaren Betrag in der vereinbarten Höhe (3000 Euro) nicht auf Dauer garantieren können. Im Blick auf das gewachsene Vertrauensverhältnis erscheint es uns schwierig, dem brasilianischen Partner unser Dilemma ohne persönliches Gespräch deutlich zu machen. Da für April 2006 eine Fahrt nach Sobradinho geplant ist, wollen wir diese für eine Klärung mit ACCS nutzen und auf der ersten Mitgliederversammlung 2006 unter den Mitgliedern unser Vorgehen dafür abstimmen. Bis auf Weiteres bleibt daher die Rücklage für das Radioprojekt in Sobradinho bestehen.
Die Stiftung Antonita Bandres (FAB) in Sobradinho, die von kommunaler und bundesstaatlicher Seite inzwischen voll anerkannt ist, ist Träger der beiden von GN geförderten Einrichtungen, der Kindertagesstätte „Gente Valente“, die in diesem Jahr ihr 17jähriges Bestehen gefeiert hat, und dem Sozialzentrum für Mädchen, „Casa de Custodia Antonita“. Die bisherige Vorsitzende der Stiftung, Marta de Souza, hat GN regelmäßig über die Planungen und Fortschritte dieser beiden Projekte informiert, so dass eine partnerschaftliche Korrespondenz und eine fruchtbare Zusammenarbeit möglich waren. Die Stiftung strebt ihre Anerkennung auf nationaler Ebene an, wobei es sich aber um einen längeren bürokratischen Prozess handelt.
Nachdem 2004 im Creche Gente Valente die vorbereitenden Arbeiten an den Sanitäranlagen abgeschlossen werden konnten, wurde im Januar mit dem Um- und Ausbau der Kinderkrippe begonnen. Auch hier flossen wieder Eigeninitiative und Gelder aus Spendensammlungen in Sobradinho ein, so dass sich die Unterstützung von GN in diesem Jahr letztendlich auf 1.650 Euro belief. Davon wurden auch die nötigen Einrichtungsgegenstände angeschafft, wie Kühlschrank, Herd, Schrank und Küchenutensilien. Insgesamt betrug der finanzielle Projektumfang dieser Maßnahme (Krippenumbau einschließlich Sanitäranlagen) für GN damit 8.150 Euro. Die FAB hat uns Fotos der Umbaumaßnahmen und der fertiggestellten Kinderkrippe geschickt, welche bereits im August in Betrieb genommen werden konnte.
Bei der anstehenden Fahrt nach Sobradinho werden die Vertreter von GN mögliche Lösungen für eine angemessene Versorgung der Hortkinder mit den Partnern diskutieren. Ziel sollte sein, dass die Kinder ihre Schulaufgaben in einer geeigneten räumlichen Umgebung und mit der nötigen pädagogischen Unterstützung erledigen können. Dafür ist die verbliebene Rücklage von 610 Euro bestimmt.
Im Sozialzentrum Casa Antonita steht die Einrichtung eines Computerprojektes für die Mädchen im Mittelpunkt, durch das nicht nur wichtige Fertigkeiten erworben, sondern diese anschließend auch als Dienstleistung angeboten werden können. Inzwischen wurde bereits ein Raum des Hauses für die Computernutzung vorbereitet. Die CHESF (Staatliche Staudamm-Gesellschaft) hatte Anfang des Jahres die Bereitstellung ausrangierter Computer angekündigt. Die Übereignung ist aber an der noch fehlenden Anerkennung der Stiftung auf Bundesebene gescheitert. Ohne die Geräte konnte bisher noch keine Einführung in den Umgang mit Computern stattfinden. Ferner erwies sich das bisher vorgelegte inhaltliche Konzept für den Kurs als unzureichend, da es auf die Bedürfnisse der Mädchen nicht genügend abgestimmt ist.
GN plant für 2006 ein an die Situation angepasstes kleines Computernetzwerk zu finanzieren. Während der Brasilienfahrt im April sollen Jugendliche des Einhard-Gymnasiums Aachen zusammen mit Guido Hinz das Netzwerk installieren und einen Einführungskurs für die Mädchen und Mitarbeiter durchführen. Die Rücklagen von 3.305 Euro sollen die nötigen Anschaffungen und die laufenden Kosten (Strom, Internetanschluss, Reparaturen) des ersten Jahres decken.
Die Landwirtschaftliche Familienschule in Garrafao (EFA) war in diesem Jahr noch sehr mit den Veränderungen und Neustrukturierungen beschäftigt, die sich aus dem Wechsel der Schulleitung ergeben haben. Die Arbeitsbelastung der neuen Schulleiterin Leonora Boone-Sassemburg war so hoch, dass im Jahr 2005 kein regelmäßiger Austausch mit GN stattgefunden hat. Hinzu kamen Schwierigkeiten der EFA mit dem Zugang zum Internet. Dies führte zu Verzögerungen beim Projekt für ökologischen Kaffeeanbau, da der GN-Vorstand erst Ende des Jahres davon Kenntnis erhielt, dass die Anlage zum Waschen und Sortieren des Kaffees aufgrund fehlender Gelder noch nicht in Betrieb genommen werden konnte. Gemeinsam mit den Partnern in der EFA streben wir eine Verbesserung der Kommunikation an und halten die Gelder für die Installation der Waschanlage weiterhin in der Rücklage bereit.
Inzwischen scheint sich die Situation der Schule gefestigt zu haben. Die Schule wurde 2005 von 250 Schülern besucht und Ende des Jahres haben die ersten 30 Schüler den staatlich anerkannten Ausbildungsgang in ökologischer Landwirtschaft erfolgreich abgeschlossen. Zur Stabilisierung hat auch beigetragen, dass der Bundesstaat Espirito Santo die Lehrergehälter mit größerer Regelmäßigkeit gezahlt hat als in den Jahren zuvor. Deshalb erhöhen wir die Rücklage für den Zuschuss zum Hilfsfond der APEAEFA nicht, halten aber die vorhandenen Mittel (400 Euro) noch bereit für eine Zahlung an den Hilfsfond in Abhängigkeit von der Höhe des Eigenbeitrags der APEAEFA.
Verwirklicht hat die EFA in diesem Jahr den Bau des Hühnergeheges, für das GN bereits Ende 2004 Gelder überwiesen hatte. Das Bienenzuchtprojekt wurde auf 2006 verschoben und wird, da die Mitgliederversammlung im März bis zu 500 Euro dafür bewilligt hat, aus der Rücklage für ökologischen Landbau finanziert. In der Erwartung, dass die Kommunikation in Zukunft wieder besser funtioniert, weil dies Voraussetzung für die Verwirklichung weiterer Projekte ist, bleiben darüber hinaus Gelder in Höhe von 800 Euro in dieser Rücklage.
Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit fanden im Jahr 2005 zwei Wochenend-Seminare statt. Das erste stand unter dem Thema „Europa auf dem Vormarsch – Erfolgsmodell oder Sackgasse“ und das zweite bot vielfältige Möglichkeiten der Begegnung untereinander sowie mit der Lebenswelt unserer Partner in Brasilien und sprach vor allem Familien mit Kindern an. Neben den monatlichen Vereinstreffen, bei denen die aktuelle Projektarbeit im Mittelpunkt stand, haben Mitglieder bei einem eintägigen Werkstatt-Treffen Bild- und Verkaufsmaterial hergestellt. Dieses haben wir an einem eigenen Info-Stand beim Eine-Welt-Tag in Bonn, auf dem Weihnachtsmarkt in Niederbachem und beim Adventsverkauf in Hoffnungsthal angeboten. Statt der geplanten Sammlung kombinierbarer Themenblätter haben wir speziell für die genannten Aktionen drei Faltblätter aktualisiert bzw. neu erstellt, die über den Verein, den Kindergarten und die Casa Antonita informieren. Da die Rücklage für Öffentlichkeitsarbeit aber nicht lediglich für Materialkosten verwendet wird, sondern auch für eventuelle Referenten- oder Ausfallkosten bei den Wochenend-Seminaren, bleibt sie mit 619 Euro bestehen.
2005 fand im März eine ordentliche Mitgliederversammlung von Globale Nachbarschaft e.V. in Bonn statt.
im Original gez. Guido Hinz, Vorsitzender, Maria Büscher, stellvertr. Vorsitzende
Bonn, den 16. Februar 2006