Nach langer Zeit

Besuch bei unseren „Nachbarn“ in Brasilien

Dass die Pandemie unser soziales Leben sehr beeinträchtigte, erfuhren wir nicht nur als Menschen in unserem privaten Umfeld, sondern auch in den Kontakten weltweit. Um so glücklicher waren wir, nach langer Zeit unser Freunde und Partner in Brasilien wiederzusehen. Ziel und Zweck unserer Reise war es, zu sehen, wie sie durch die wahrlich schweren Zeiten gekommen waren. Wie ist der Stand der Dinge und was sind die nächsten Schritte, bei denen wir mithelfen können?

So machten sich zwei von uns im September 2022 auf den weiten Weg. Und dass der Weg ein weiter ist, erfuhr der Autor dieser Zeilen sehr deutlich. Nach einem endlos scheinenden Flug und langen Busfahrten kamen wir an unserem ersten Ziel an. Dort, wie noch oft auf dieser Reise, wurden wir im Wortsinne mit offenen Armen empfangen. 

In Garrafão, Espríto Santo, arbeitet die Familienlandschule – Escola Família Agrícola – weiterhin mit großem Erfolg. Dieser Erfolg und zunehmende staatliche Vorschriften machen etliche bauliche Erweiterungen und organisatorische Maßnahmen nötig. Von diesen Vorgaben bis zu deren erfolgreicher Umsetzung ist es ein weiter Weg. Wir freuen uns, die EFA bei der Planung von Um- und Erweiterungsbauten unterstützen zu können.

Das große Engagement der Lehrerinnen und übrigen Mitarbeiter wurde uns im Laufe des Besuches immer wieder eindrucksvoll demonstriert. Auf dem Feldern der Schule werden unterschiedliche Nutzpflanzen angebaut. Die Schüler lernen verschiedene Formen der Bodenbearbeitung und der Schädlingsbekämpfung kennen. Auf Exkursionen zu den Höfen sahen wir die Arbeit der Schülerinnen in den Betrieben der eigenen Familie. Im wöchentlichen Wechsel mit dem Schulbesuch bringen sie dort das Gelernte ein. Leitbild der Arbeit ist immer mehr eine an die biologische und wirtschaftliche Situation angepasste Technik und Arbeitsweise. So soll eine Abhängigkeit von aufwändigen und teuren Techniken vermieden werden. 

Wir sehen die Schule auf einem guten Weg, den wir weiter nach Maßgabe unserer Möglichkeiten unterstützen werden.

Nach acht Tagen machten wir uns erneut auf einen längeren Weg in den Norden. Auf unserer Fahrt nach Bahia streiften wir die großen Städte Vitória und Salvador da Bahia. Dort gewannen wir einen Eindruck von der komplexen brasilianischen Gesellschaft, deren soziale, und politische Zerklüftung ins Auge fällt. Nach fast 48 Stunden Busfahrt – mit Umstiegen – erreichten wir das zweite Ziel unserer Reise.

Auch in Sobradinho wurden wir mit großer Herzlichkeit empfangen. Die Freude einander wiederzusehen ließ uns spüren, dass die persönliche Begegnung auch durch Videotelefonate nur mangelhaft ersetzt werden kann. Diese kleine Stadt unweit der Grenze zwischen Bahia und Pernambuco ist geprägt von dem Damm, der den Rio São Francisco hier zum größten Stausee Lateinamerikas macht.

Die wie immer engagierte Arbeit der Erzieherinnen in der KiTa Gente Valente konnten wir sehen, hören und fühlen.

Diesem Engagement stehen leider auch immer wieder Hindernisse durch eine recht sperrige kommunale Administration gegenüber. Durch sie werden nötige Mittel oft zögerlich und unvollständig zur Verfügung gestellt.

Für die Versorgung der vielen Kinder, die täglich drei Mahlzeiten erhalten, ist Gente Valente auf Sachspenden angewiesen. Das stellt die KiTa vor erhebliche logistische Aufgaben, die neben der Erziehungsarbeit gelöst werden müssen! Hier können wir helfen. Globale Nachbarschaft e.V. (GN) stellte die Mittel für ein Auto zur Verfügung. Das erleichtert die nötigen Transporte beträchtlich.

Marta, die Leiterin der KiTa, präsentiert Guido Hinz von GN stolz das neue (gebrauchte) Fahrzeug.

Während der Pandemie war „unsere“ KiTa am kürzesten von allen Einrichtungen für Kinder in Sobradinho geschlossen. Damit hat sich GV einen sehr guten Ruf erworben! Viele allein erziehende Mütter können in ihrer ohnehin prekären wirtschaftlichen Situation ihrem Broterwerb nachgehen und wissen ihre Kinder gut betreut.