Jahresbericht Vorstand 2001

Jahresbericht 2001 des Vorstandes von Globale Nachbarschaft e.V.

Mit dem Erarbeiten der Satzung, der Gründung von Globale Nachbarschaft e.V. (GN) und dem Erwirken der vorläufigen Anerkennung als gemeinnützig haben die 11 Gründungsmitglieder in der zweiten Hälfte des Jahres 2000 den inhaltlichen und formellen Rahmen für die Arbeit des neuen Vereins geschaffen.

Diesen Rahmen inhaltlich und organisatorisch zu füllen, sowie dem Verein nach Innen wie nach Außen eine Gestalt und tragfähige Strukturen zu geben, war danach der Schwerpunkt der Vereinsarbeit im Jahr 2001. Nach Innen kam es zu intensivem Austausch und zur Zusammenarbeit unter den Mitgliedern, einerseits über regelmäßige Angebote zur persönlichen Begegnung und andererseits durch schriftlichen Informationsaustausch, insbesondere über das Internet. So erreichten wir in vielen Punkten gemeinsam eine Klärung und Konkretisierung der in der Satzung gegebenen Ausrichtung für unsere Entwicklungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Der Vorstand hat sich in die Führung der Vereinsgeschäfte eingearbeitet und dafür geeignete organisatorische Bedingungen geschaffen.

Nach Außen haben wir durch zahlreiche Informationsmaterialien und erste Veranstaltungen den Verein und seine Anliegen bekannter gemacht. In Deutschland, den Niederlanden und in Brasilien konnten wir an viele Kontakte anknüpfen und sie ausbauen. Dies hat dazu beigetragen, dass Globale Nachbarschaft im Jahr 2001 sieben neue Mitglieder gewonnen und beträchtliche Spenden für seine Arbeit erhalten hat. Während dieses ersten Jahres war es uns darüber hinaus möglich, drei Projekte der Entwicklungshilfe in Brasilien anzubahnen und mit den brasilianischen Partnern so weit zu planen und vorzubereiten, dass ihre Verwirklichung für das Jahr 2002 zu erwarten ist.

Projektarbeit

a) Bürgerradio in Sobradinho – BA, Brasilien

Im Mai 2001 trat der Verein ACCS – Associacao de Comunicacao Comunitária de Sobradinho (Verein für gemeinschaftliche Kommunikation von Sobradinho) mit der Bitte um Unterstützung ihres geplanten Bürgerradios an GN heran. Seit seiner Gründung 1997 arbeitet ACCS daran, für die etwa 25.000 Einwohner der ländlichen Kleinstadt im Nordosten Brasiliens ein bürgernahes und offenes lokales Radioprogramm einzurichten. Zur Zeit gibt es dort weder ein Radioprogramm noch eine Zeitung mit lokalem Bezug. Zur Verwirklichung ist insbesondere die staatliche Sendegenehmigung erforderlich, deren Vergabe für Sobradinho auf Drängen von ACCS erst im April 2001 öffentlich ausgeschrieben wurde. ACCS hat sich daraufhin um die Vergabe beworben und rechnet in nächster Zeit mit der offiziellen Genehmigung. In einer mehr als 30 Seiten umfassenden portugiesischen Korrespondenz zwischen Paulo Ferreira, dem Vorsitzenden von ACCS, und Guido Hinz wurden in den Monaten Mai bis August zahlreiche Fragen zu den Zielen des Radiosenders, seinem Aufbau und Betrieb, zu den Voraussetzungen beider Vereine, zum Genehmigungsverfahren in Brasilien und zur Finanzierung besprochen und geklärt. Unser Vorstand hat die Satzung von ACCS geprüft, insbesondere im Hinblick auf den gemeinnützigen Charakter des Vereins, und durch Übersetzung einen großen Teil davon allen Mitgliedern von GN zugänglich gemacht. Die Mitgliederversammlung hat daraufhin das Projekt und sein Finanzierungskonzept grundsätzlich gebilligt. Zusammen mit dem Vorstand von ACCS haben wir eine Projektvereinbarung erarbeitet, die der nächsten Mitgliederversammlung im Jahr 2002 zur Beschlussfassung vorgelegt werden soll. Sie sieht vor, dass GN die Erstausstattung des Radioprojektes mit bis zu 5.000 € unterstützt.

Leider konnte die Einrichtung von Sender und Studio im Jahr 2001 noch nicht begonnen werden, da die offizielle Erteilung der Sendegenehmigung durch die brasilianische Behörde noch aussteht. Mit ihr ist aber in der ersten Hälfte des Jahres 2002 zu rechnen. Wir haben die erforderlichen Spenden für die Erstausstattung bereits im Jahr 2001 zusammen getragen, damit die Auszahlung an ACCS und der Aufbau des Senders unmittelbar nach der Veröffentlichung der Genehmigung erfolgen können. Zur Finanzierung des Projektes konnten wir weitere Organisationen als Unterstützer gewinnen, insbesondere den Solidaritätsfond für demokratische Medien.

b) Kindertagesstätte in Sobradinho – BA, Brasilien

Im Januar 2001 wandte sich der Träger der Kindertagesstätte „Gente Valente“ aus Sobradinho an uns mit der Bitte, den dringend erforderlichen Anbau eines Speiseraumes für die ca. 120 Kinder zu unterstützen. Die Einrichtung besteht seit über 10 Jahren und befindet sich in privater Trägerschaft eines Vereins, der der örtlichen katholischen Kirchengemeinde sehr nahe steht und aus deren Sozialarbeit erwachsen ist. Sie ist einer Reihe unserer Mitglieder durch persönliche Besuche gut bekannt und leistet nach unserer Einschätzung eine hervorragende soziale Arbeit an den Kindern und den zum großen Teil allein stehenden und erwerbstätigen Müttern.

Nach ersten Beratungen über die grundsätzliche Förderungswürdigkeit stellte unser Vorstand der Leitung der Kindertagesstätte eine Unterstützung des Anbaus in Aussicht, woraufhin dort die konkrete Planung in Angriff genommen wurde. Diese nahm mehr als sechs Monate in Anspruch, da der dortige Verein bei der Planung auf ehrenamtliche Hilfe vor Ort angewiesen ist und sich zunächst um planerische, personelle und finanzielle Unterstützung der dortigen Kommunalbehörde bemühte, die diese aber leider weitgehend versagte. Für GN korrespondierte Guido Hinz schriftlich und mündlich mit der Leiterin der Kindertagesstätte über den Stand der Planungen. Vorstand und Mitgliederversammlung prüften anhand von Grundrisszeichnungen, Kostenaufstellung und weiteren Angaben zu Baumaßnahmen und geplanter Nutzung die Durchführbarkeit und Angemessenheit des Projektes. Nach damaligem Planungsstand lagen die Kosten des Anbaus bei insgesamt etwa 8.700 € und damit deutlich über den finanziellen Möglichkeiten von GN. Der Vorstand fand bis zum Jahresende Partner, die bereit sind, einen wesentlichen Teil der Finanzierung zu übernehmen, so dass Dank dieser Kooperation das Projekt im Jahr 2002 verwirklicht werden kann. Gegen Ende des Jahres übersandte uns der brasilianische Trägerverein seine Satzung, bei deren Prüfung wir eindeutig den gemeinnützigen Charakter des Vereins und der Einrichtung feststellen konnten.

c) Ökologischer Kaffeeanbau in Garrafao – ES, Brasilien

Seit 1995 haben einige unserer Mitglieder Kontakte nach Sao Joao de Garrafao, einer ländlichen Gemeinde im Hochland des brasilianischen Bundesstaates Espírito Santo. Die Bevölkerung lebt in sehr einfachen Verhältnissen und fast ausschließlich von der Landwirtschaft. Die dortige landwirtschaftliche Familienschule (Escola Família Agrícola – EFA) unter Leitung des ortsansässigen lutherischen Pfarrers Siegmund Berger plant eine modellhafte Pflanzung für ökologischen Kaffeeanbau, die über die Schüler und deren Familien neue Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Region geben soll.

Anna Wienhard führt für GN die Korrespondenz mit Siegmund Berger und mit APEAEFA, dem Trägerverein der Schule in Garrafao. Der Erhalt des Projektvorschlags aus Garrafao für eine Modellpflanzung war für uns im Jahr 2001 Anlass zur Klärung grundsätzlicher Fragen zum Kaffeeanbau in dieser Region, insbesondere in alternativer ökologischer Produktionsweise. Dies wurde für GN zum Schwerpunktthema eines Wochenendseminars und der ersten Ausgabe der Vereinszeitung. Im Zuge dessen konnte GN für die Planungen der Verantwortlichen in Garrafao wichtige Hinweise zu Kriterien ökologischer Produktion in Europa und für den internationalen Markt geben. Ende 2001 wurde von der APEAEFA ein Entwurf für die Vereinbarung einer längerfristigen partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit GN vorgelegt. Die Vereinbarung soll nach weiterer Beratung 2002 beschlossen werden und in ein erstes konkretes Projekt zur Förderung des Kaffeeanbaus münden. Der Vorstand der APEAEFA hat uns die Satzung des Vereins zur Verfügung gestellt, die nach eingehender Prüfung durch GN die Kriterien für eine Zusammenarbeit erfüllt.

d) Dorfentwicklung im Umland von Sobradinho – BA, Brasilien

Anfang des Jahres 2001 gründeten einige engagierte Bürgerinnen und Bürger aus Sobradinho – BA, Brasilien, den Verein NACSA (Associacao Núcleo de Acao Comunitária de Sobradinho e Arredores – Verein Soziales Aktionszentrum von Sobradinho und Umgebung). Ziel des Vereins ist insbesondere die Förderung der dörflichen Bevölkerung im Umland Sobradinhos, wozu in engem Austausch mit uns Vorschläge und Konzepte erarbeitet wurden. Im Mittelpunkt standen Maßnahmen zur Förderung der Frauen bei handwerklichen Arbeiten, bei der Gesundheitsfürsorge und bei der Versorgung der Familien mit sauberem Trinkwasser. Der plötzliche Tod des Vorsitzenden von NACSA, Nilson Nunes, im April 2001 brachte für die Arbeit von NACSA einen Einbruch, den der Verein bis heute nicht überwinden konnte, zumal die Frau des Verstorbenen ebenfalls eine tragende Kraft der Vereinsarbeit war. Die begonnenen Pläne konnten daher noch nicht weiter verfolgt werden und es bleibt für das Jahr 2002 abzuwarten, ob und inwieweit NACSA seine Arbeit fortsetzen kann.

Veranstaltungen in Deutschland

Veranstaltungen für die Öffentlichkeit

Aufgrund der noch im Aufbau befindlichen Vereinsarbeit war die Mitwirkung bei oder Ausrichtung von öffentlichen Veranstaltungen im Jahr 2001 von untergeordneter Bedeutung und beschränkte sich auf drei Ereignisse.

Beim Eine-Welt-Tag in Bonn am 9. September, veranstaltet durch das Eine-Welt-Forum Bonn (EWF), waren wir erstmalig mit einem eigenen Stand vertreten und zeigten eine Ausstellung zur Situation der Frauen in Sobradinho. Einige Mitglieder standen, trotz Regen und Sturm, von 12 bis 18 Uhr bereit, um interessierten Besuchern Auskunft über unsere Erfahrungen und Vorhaben in Brasilien zu geben.

Die erste öffentliche Veranstaltung in Trägerschaft von GN war ein Seminarwochenende zum Thema „Ökologischer Landbau als Beitrag zur Entwicklung“ vom 28. bis 30. September in Hiltrup bei Münster. In fünf Themeneinheiten sahen, hörten und diskutierten die etwa 25 Teilnehmer Wissenswertes zu den Voraussetzungen des ökologischen Landbaus, insbesondere von Kaffee, in der Dritten Welt, zu aktuellen Entwicklungen in Europa und am Weltmarkt und zu den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Inhalte und Ergebnisse des Wochenendes sind teilweise in unserer Vereinszeitung abgedruckt.

Im Rahmen der Veranstaltung „Brennpunkt Wasser“ des Eine-Welt-Forums Bonn am 28. November in den Räumen der Deutschen Stiftung für internationale Entwicklung (DSE) präsentierten wir eine Ausstellung zum Thema Wasser, die von der Gruppe Mandacarú – „Menschen leisten Widerstand“ als Wanderausstellung angefertigt und uns freundlicherweise für diesen Anlass zur Verfügung gestellt wurde.

Veranstaltungen für Mitglieder

Im Jahr 2001 fanden drei Mitgliederversammlungen mit folgenden Schwerpunkten statt:

Hauptversammlung am 21. Januar in Bonn: Aufnahme von drei aktiven und zwei fördernden Mitgliedern; Berichte über vorhandene und mögliche Kontakte; Haushaltsplan; Regelungen zur Kostenerstattung bei Fahrten (Inland) und Korrespondenz; Grundsatzentscheidungen für die Unterstützung von NACSA (Dorfentwicklung) und Kindergarten in Sobradinho sowie des Kaffeeanbaus in Garrafao; Mitarbeit im Eine-Welt-Forum Bonn.
Mitgliederversammlung am 22. Juli in Aachen: Bericht und Aussprache über das Bürgerradio in Sobradinho und seine Entwicklungsmöglichkeiten; Grundsatzbeschluss zur Förderung.
Mitgliederversammlung am 26. August in Köln: Aufnahme von zwei fördernden Mitgliedern; Präsentation des Vereins mit Faltblättern und Logo; Finanzrahmen für die Projekte Kindergarten, Kaffeeanbau und Bürgerradio.
Neben den Mitgliederversammlungen stellten die monatlichen Vereinstreffen ein wichtiges Forum für den persönlichen Austausch der Mitglieder untereinander und die gemeinsame Bearbeitung wichtiger Fragen und Themen des Vereins dar. Die Treffen fanden wie geplant jeweils am ersten Donnerstag der ungeraden bzw. am ersten Dienstag der geraden Monate bei verschiedenen Mitgliedern des Vereins statt. Bei reger Beteiligung von meistens acht bis zehn Mitgliedern konnten viele Entscheidungen und Aktivitäten des Vereins gemeinsam vorbereitet werden.

Zum Ordnen und Herstellen von Informationsmaterialien für GN fand am 24. Mai ein Werkstatttreffen in Aachen statt, bei dem u.a. Entwürfe für den Vereinsprospekt und weitere Faltblätter sowie für die Ausstellungen über Frauen in Sobradinho und das Kaffeeprojekt in Garrafao entstanden.

Informationsmaterialien

Mit dem Erstellen von Materialien zur Darstellung des Vereins und der geplanten Projekte konnten wir 2001 eine gute Grundlage für die Öffentlichkeitsarbeit legen. Beim Sammeln und Formulieren boten sich zudem für uns selbst viele Anlässe, die Ziele und Möglichkeiten unserer Arbeit weiter zu klären.

Ergebnis dieser Arbeit sind insbesondere drei Faltblätter, die wir an einen größeren Personenkreis verteilen konnten und die für die weitere Arbeit zur Verfügung stehen:

  • Globale Nachbarschaft e.V.
  • Ökologischer Landau auf eigenem Grund; Landwirtschaftliche Familienschule und Kleinbauern in Garrafao/Brasilien starten eigenen Kaffeeanbau
  • Wer sagt, dass unsere Hände leer sind, der weiß nicht Bescheid! Das Engagement von Frauen für Frauen in Sobradinho/Brasilien

Eine Redaktion von Mitgliedern von GN erstellte im Dezember die erste Ausgabe der Vereinszeitung „Globale Nachbarschaft“ mit dem Themenschwerpunkt „Ökologische Landwirtschaft in Garrafao, Brasilien“. Die Vereinszeitung soll ab 2002 etwa dreimal jährlich erscheinen. Neben dem jeweiligen Themenschwerpunkt, der sowohl konkrete Projektfragen als auch größere Zusammenhänge und Grundlagen behandelt, wird die Zeitung allgemeine Informationen und Kurznachrichten zur Arbeit von GN sowie interessante Presseausschnitte bieten.

Die Ausstellung über Frauen in Sobradinho haben wir für die Präsentation beim Ein-Welt-Tag in Bonn überarbeitet und ergänzt, insbesondere durch ein begleitendes Faltblatt. Die Ausstellung zeigt auf acht großen Plakaten Bilder aus dem Alltagsleben der Frauen, an denen einerseits die schwierigen Lebensbedingungen und andererseits wichtige Ansätze zur Selbsthilfe deutlich werden. In Vorbereitung ist eine Ausstellung über den ökologischen Kaffeeanbau in Espírito Santo, Brasilien.

Das Internet ist als Informationsbörse für unsere Arbeit in verschiedener Hinsicht von Bedeutung. Bereits seit Anfang des Jahres sind einige Informationen unter www.GlobaleNachbarschaft.org verfügbar. Allerdings war in diesem Jahr das Angebot für die Öffentlichkeit noch sehr begrenzt, denn der Schwerpunkt der Erstellung und Nutzung lag zunächst auf dem vereinsinternen Austausch von Informationen. Zahlreiche Korrespondenzen, im Original und als Übersetzung, Satzungen von Partnern in Brasilien, Entwürfe, Pläne etc. waren und sind für Mitglieder abrufbar. Die schnelle und kostensparende Verfügbarkeit hat die Planungen und Entscheidungen für unsere Entwicklungsarbeit sehr begünstigt und eine breite Beteiligung der Mitglieder ermöglicht. Bisher noch nicht genutzt, aber ins Auge gefasst ist die Nutzung der Internetseiten für den Austausch mit den brasilianischen Partnern, einschließlich der Möglichkeit, den Partnern hier Raum für eigene Darstellungen zu bieten. Für die Kommunikation unter den Mitgliedern und mit den Partnern in Brasilien hat die Nutzung von E-Mail wachsende Bedeutung erlangt. Der Vorstand informiert die Mitglieder auf diese Weise kurzfristig über aktuelle Ereignisse und Neuigkeiten bei den Partnern und in der Vereinsarbeit. Regelmäßig vor den monatlichen Treffen und vor Mitgliederversammlungen erhalten die Mitglieder Erinnerungen, persönliche Stellungnahmen oder weiterführende Informationen. Nach Brasilien haben wir vor allem mit ACCS per E-Mail korrespondiert und mit einem Mitglied von NACSA. Zum Jahresende konnte auch Siegmund Berger in Garrafao einen E-Mail-Zugang einrichten.

Kontakte und Kooperationen

Die Zusammenarbeit mit anderen für die Entwicklungshilfe tätigen Gruppierungen in Europa ist für die Arbeit von GN unverzichtbar, da die gegenseitige Unterstützung viele Projekte erst ermöglicht und der Erfahrungsaustausch die Erfolgsaussichten der Projekte erheblich verbessert. Eine konkrete Zusammenarbeit zur Förderung der genannten Projekte haben wir 2001 mit folgenden Gruppen vereinbart:

Die Katholische Gemeinde St. Michael in Wachtendonk am Niederrhein unterhält seit vielen Jahren eine Partnerschaft mit der Katholischen Gemeinde in Sobradinho. Mit dem dortigen Arbeitskreis für die Gemeindepartnerschaft stehen wir in engem Kontakt und fördern gemeinsam das Bürgerradio und den Ausbau des Kindergartens in Sobradinho.
Ebenfalls einen beträchtlichen Beitrag für beide geplanten Projekte in Sobradinho leistet die Stichting Ontwikkelingssamenwerking Veere (NL).
Die Katholische Kirchengemeinde Hoffnungsthal stellte die Einnahmen von Adventsaktionen aus zwei Jahren für den Ausbau des Kindergartens zur Verfügung.
Der Solidaritätsfond demokratische Medien beteiligt sich am Aufbau des Bürgerradios.
Der ökumenische AK Eine-Welt in Wachtendonk stellte Spenden für die Projektarbeit von GN, vornehmlich in Sobradinho zur Verfügung.
Neben der gemeinsamen Planung und Förderung von Projekten legten wir großen Wert auf Informationsaustausch und gegenseitige Unterstützung in der Öffentlichkeitsarbeit. Über die genannten hinaus gab es dazu 2001 Kontakte und gemeinsame Aktionen mit folgenden Organisationen:

  • Eine-Welt-Forum Bonn
  • Perspectiva Partnerschaft Osteuropa e.V.
  • Mandacarú – Menschen leisten Widerstand
  • Brasilien-Initiative Nordestino e.V.
  • Ökumenische Aktionsgruppe für Eine Welt – Siegen

Vorstandsarbeit

Den Vorstand bildeten seit der Gründungsversammlung im September 2000 Guido Hinz als Vorsitzender, Maria Hahn als stellvertretende Vorsitzende und Frauke Klöser als Kassenführerin. Im Jahr 2001 lag die besondere Herausforderung in der Gleichzeitigkeit von organisatorischem Aufbau und inhaltlicher Ausrichtung der Vereinsarbeit. Die gute Arbeitsteilung und sehr einvernehmliche Zusammenarbeit im Vorstand sowie der persönliche Einsatz vieler Mitglieder, die in verantwortlicher Weise Aufgaben für den Verein übernahmen, haben zu einem sehr guten Gelingen beigetragen.

Vertretung des Vereins nach Außen

In Briefen und vielen persönlichen Gesprächen hat der Vorstand sich an mögliche Unterstützer für die Projektarbeit gewandt und nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit den oben genannten Organisationen gesucht. In einigen Fällen konnten andere Mitglieder diese Aufgabe für den Vorstand übernehmen. So vertrat Jaap Evertse unseren Verein in Veere, Rolf Segadlo und Anna Wienhard beim Eine-Welt-Forum Bonn und Marianne Turinsky in Wachtendonk. Einen wesentlichen Beitrag zur Darstellung des Vereins leisteten ferner die Mitglieder, die an den Faltblättern und der Vereinszeitung mitgewirkt haben.

Die umfangreiche schriftliche wie fernmündliche Korrespondenz mit den Partnern in Brasilien lag überwiegend in der Hand des Vorstands. Die Korrespondenz mit der Familienschule in Garrafo und Siegmund Berger führte Anna Wienhard in enger Zusammenarbeit mit dem Vorstand. Die Kommunikation mit allen Partnern in Brasilien erfolgte in portugiesischer Sprache, da auf brasilianischer Seite Fremdsprachenkenntnisse fehlen. Bei wichtigen Briefen zog der Vorstand regelmäßig weitere Mitglieder, die über Kenntnisse des Portugiesischen verfügen, zu Rate.

Planung und Leitung von Vereinstätigkeiten

Zur Planung und Vorbereitung der Mitgliederversammlungen gehörten in der Regel grundsätzliche Vorüberlegungen des Vorstands zu Projekten der Entwicklungshilfe und der Öffentlichkeitsarbeit, was in diesem Jahr einen erheblichen Teil der Vorstandsarbeit ausmachte. Hier erwiesen sich die monatlichen Vereinstreffen als besonders hilfreich, da meist zwei oder alle drei Mitglieder des Vorstands anwesend waren, vom Stand der Planungen berichten und Anregungen oder Kritik entgegen nehmen konnten. Während verschiedene Mitglieder den äußeren Rahmen der monatlichen Treffen privat gestalteten, kamen inhaltliche Vorschläge und Beiträge überwiegend vom Vorstand. Leider ist es uns nicht gelungen, die Themen der Treffen längerfristig zu planen, so dass auch Nichtmitglieder hätten gezielt eingeladen werden können.

Führung der Vereinsgeschäfte

Für die Konten- und Buchführung des Vereins hat die Kassenführerin in Abstimmung mit den Vorsitzenden einen Kontenplan erarbeitet und erfasst alle finanziellen Vorgänge des Vereins auf sehr übersichtliche Weise per EDV. Für die verschiedenen Arten von Zuwendungsbestätigungen hat der Vorstand nach gründlicher Prüfung aller staatlichen Vorschriften entsprechende Vorlagen erarbeitet. Bereits Anfang Januar waren dank der guten Vorbereitung durch Frauke Klöser alle Bestätigungen an die Spender verteilt.

Finanzbericht

Das finanzielle Ergebnis des ersten Jahres ist sowohl für die Vereinsarbeit selbst als auch für die Projektarbeit ein sehr positives. Der auffällig hohe Überschuss von fast 26.000 DM rührt vor allem daher, dass die Verwirklichung der geplanten Projekte im Jahr 2001 noch nicht beginnen konnte, aber bereits Spenden für die Projekte eingegangen sind.

Insbesondere gilt dies für die Erstausstattung des Bürgerradios in Sobradinho, dessen Mittel einschließlich einer Reserve für unerwartete Kosten in der Startphase mit rund 12.500 DM bereits vollständig vorliegen. Aufgrund des ungewissen Zeitpunktes der Erteilung der Sendegenehmigung durch die brasilianische Behörde und der begrenzten Frist zur Inbetriebnahme des Senders im Anschluss daran müssen die Gelder auf Abruf bereit stehen. Für den Kindergarten in Sobradinho liegen rund 2.300 DM vor. Weitere 2.700 DM sind gegen Jahresende für Projekte allgemein eingegangen und werden voraussichtlich im Jahr 2002 einer konkreten Maßnahme zugeordnet.

Über die projektbezogenen Spenden hinaus sind rund 4.800 DM an allgemeinen Spenden eingegangen, die z.B. auch für Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt werden können. Da solche Kosten weitgehend durch einen vorher nicht fest einzuplanenden öffentlichen Zuschuss gedeckt wurden, steht der Betrag als Reserve für ähnliche Zwecke oder für einen unvorhergesehenen Bedarf in der Projektarbeit zur Verfügung. Ebenfalls als Reserve für die wachsenden Aufgaben des Vereins ist der Überschuss von rund 2.500 DM zu sehen, der aus den Einnahmen an Mitgliedsbeiträgen entstanden ist.

Auf der Ausgabenseite noch nicht berücksichtigt, aber als Einnahme bereits vorhanden, sind die Druck- und Versandkosten für die Vereinszeitung und weitere Faltblätter von rund 700 DM. Die Überweisung des Geldes wurde kurz vor Jahresende veranlasst, aber wegen der Euro-Umstellung bei der Bank nicht mehr im alten Jahr verbucht. Insgesamt entsprechen die Ausgaben für allgemeine Vereinszwecke in etwa den Erwartungen zu Beginn des Jahres, so dass in diesem Bereich eine verlässliche Haushaltsplanung möglich erscheint. Die Ausgaben für Projekte sind aufgrund der schwierigen Planungsbedingungen in den Entwicklungsländern und anderer Unwägbarkeiten bei der Vorbereitung nur schwer zu kalkulieren.

Der Überschuss gibt dem Verein für das Jahr 2002 eine große Planungssicherheit auf der Einnahmenseite und ermöglicht durch vorhandene Reserven ein sehr flexibles Reagieren auf Entwicklungen der anstehenden Entwicklungshilfeprojekte.

Einnahmen und Ausgaben im Zeitraum vom 15.09.2000 bis 31.12.2001

Einnahmen

Mitgliedsbeiträge 3.193,62 DM

Allgemeine Spenden 4.789,19 DM

davon:

Spenden von Mitgliedern 3.629,19 DM

Spenden von anderen Personen 1.150,00 DM

Barspenden bei Veranstaltungen 10,00 DM

Projektspenden 17.538,07 DM

davon:

Kindergarten Sobradinho 2.288,00 DM

Bürgerradio Sobradinho 12.550,07 DM

EFA Garrafao 0,00 DM

Projektspenden allgemein 2.700,00 DM

Öffentliche Zuschüsse (GFG-Mittel Stadt Bonn) 2.500,00 DM

Einnahmen insgesamt: 28.020,88 DM

Ausgaben

Vereinspost 472,95 DM

Vereinsverwaltung 300,77 DM

Homepage 216,96 DM

Broschüren und Faltblätter 213,00 DM

Ausstellungen 269,69 DM

Referentenkosten 536,50 DM

Eigene Projekte / Maßnahmen 150,48 DM

Ausgaben insgesamt: 2.160,25 DM

Gesamtergebnis:

Einnahmen insgesamt: 28.020,88 DM

./. Ausgaben insgesamt: 2.160,25 DM

Guthaben 25.860,63 DM

Perspektiven für 2002

Die wichtigste Aussicht ist die auf Verwirklichung der geplanten Entwicklungshilfemaßnahmen in Sobradinho und Garrafao. Die Aussichten dafür sind sehr gut, wenn auch beim Bürgerradio die Behörde in Brasilia einen sehr schwer einzuschätzenden Faktor darstellt. Eine Begegnungsfahrt zu den Projekten, die als Möglichkeit für den Sommer 2002 ins Auge gefasst wurde, gäbe dann die Möglichkeit, sich über deren Erfolg direkt zu vergewissern und diesen zu dokumentieren. Noch nicht in Gang gekommene Projekte ließen sich durch unsere Anwesenheit und Mitwirkung vor Ort vielleicht eher verwirklichen.

Für die Öffentlichkeitsarbeit ist ein weiteres Wochenendseminar in Planung und die nächste Ausgabe der Vereinszeitung in Vorbereitung, wobei das Schwerpunktthema dann bürgernahe und demokratische Medien sein werden. Neben der Herausgabe weiterer Faltblätter und Ausgaben der Vereinszeitung ist vor allem eine Ausweitung des öffentlichen Teils unserer Internetseiten vorgesehen. Die Ausstellung zum Kaffeeanbau in Espírito Santo möchten wir fertig stellen und eine weitere über das Bürgerradio entwerfen.

im Original gez. Guido Hinz, Vorsitzender               Aachen im März 2002